Mystery Jets scheitern am eigenen Enthusiasmus

CD-Kritik: Mystery Jets - Radlands
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Label: www.roughtrade.com

Eigentlich ist es unfair, eine Plattenkritik mit dem Schwachpunkt einer Band zu starten. Mystery Jets bringen sich mit „Radlands“ jedoch gefährlich nahe an den Dunstkreis von Portugal.The Man aus Alaska und tappen in die gleiche Falle wie die Amerikaner: Sie veröffentlichen viel zu regelmässig Platten, die zu ähnlich tönen. Das klingt paradox, muss sich doch eine junge Band einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Stimmt, aber das Geheimnis liegt im Rhythmus. Portugal.The Man sind Workaholics und bringen jährlich eine neue Platte raus. Wurde das Debüt noch von Fans und Kritikern gelobt, sank die Band mit jeder Platte tiefer im Ansehen, weil sie sich scheinbar die Zeit, sich zu entwicklen, schlicht nicht nahm. Die handwerkliche Qualität stimmte zwar immer noch, aber der Überraschungseffekt war verflogen. Portugal.The Man waren plötzlich „halt“ Portugal.The Man. 

 

Mystery Jets sind leider auf ähnlichem Weg. Beim Hören von „Radlands“ entsteht der Eindruck, dass die Band schlicht zu viel will. War beim Vorgänger „Serotonin“ noch klar Indie-Rock der rote Faden, sucht man selbigen bei „Radlands“ vergeblich. Klar, Songs wie „Someone Purer“ bleiben dem eingängigen Indiepop, für den die Band aus London bekannt ist, treu. „Greatest Hits“ wildert hingegen in den 60ties und „Take Me Where The Roses Grow“ flirtet kräftig mit Folk und Americana. „Lost In Austin“ gebiert sich als veritable Crossover-Ballade und ob „The Hale Bop“ eine gesangliche Hommage an die Bee Gees sein soll, lässt sich nur erahnen. Alles in allem wirken die Songs lose und unkontrolliert in ihrer Sammlung als Platte. 

 

Ähnlich bei bei Portugal.The Man stimmt bei Mystery Jets zwar die musikalische Qualität, aber dieses leicht bittere Gefühl, die Songs hätten noch ein wenig mehr reifen dürfen, lässt sich nicht abschütteln. Mystery Jets wollen zu viel, packen eine enorme stilistische Breite auf „Radlands“ und stellen sich damit selbst ein Bein, scheitern an ihrem eigenen Enthusiasmus. Die Platte scheint willkürlich und fast hat man das Gefühl, dass die Band auf der Suche nach sich selbst ist. Nicht das Schlechteste, ist man versucht zu sagen, schliesslich ist der Prozess des Findens immens wichtig für Künstler, aber alle Möglichkeiten auf einer Scheibe zu testen, ist nicht eben Hörer-freundlich. Potential ist da und wir freuen uns auf die nächste CD, vielleicht haben Mystery Jets dann ihren Stil gefunden. 

 

  • Mystery Jets
  • „Radlands“
  • Label: Rough Trade
  • : Ab sofort im Handel
  • Infos zur Band gibt es auf deren Website 
Patrick Holenstein / Sa, 19. Mai 2012